Montag, 28. Juli 2014

Wir hatten Besuch aus Chile


Die chilenische Webmeisterin Maria Teresa Curaqueo Loncón war mit ihrem Sohn Lientur Alcapan Curaqueo für vier Wochen auf Deutschlandreise und machte auch Station in unserer Werkstatt - eine begeisterte Frau, mit der wir sicherlich noch viel länger gefachsimpelt hätten über Wolle und Färben, Weben und Handwerk an sich, wenn der Zeitplan für ihren Besuch nicht so irre eng gewesen wäre. Der Besuch ist schon vier Wochen her, wir kommen allerdings erst jetzt dazu, darüber zu schreiben.

Maria ist auf Einladung des Netzwerks sevengardens nach Dinslaken gekommen, wo sie von unserer Spinntreff-Freundin Sigrun Kampen, die für das Thema brennt, beherbergt wurde, nur eine Station von vielen, wo sie Besuche, Vorträge, Diskussionen und Kurse in Deutschland abhielt. Maria Teresa Curaqueo Loncón setzt eine lange Webtradition in ihrer Familie fort. Begleitet wurde sie von Anna Piquardt, die Lateinamerikanistik studiert hat und ihre Magisterarbeit über die Webarbeiten der Mapuche, des Volkes Marias schrieb. Sie übersetzte bei Maria Teresas vierwöchigem Besuch in Deutschland und übersetzte auch in unserer Werkstatt gekonnt selbst die seltsamsten Fachausdrücke. Gefördert wurde die Reise durch Brot für die Welt und das Bistum Hildesheim.



Maria erzählte uns beeindruckend von der Lage in ihrem Land, fragte uns aber vor allem ganz viele Löcher in den Bauch. Vor allem mit Sabine tauschte sie Erfahrungen aus der Pflanzenfärberei aus, die integraler Bestandteil ihrer spirituell motivierten Webkunst ist.



Dass in Deutschland Webereien in den meisten Fällen nichts Sprituelles hat, sondern auch Gebrauchsgegenstände wie Geschirrtücher gewebt wurden, war für Maria eine Überraschung, sind doch die Webkünste der Mapuche viel tiefer inspiriert:

"Maria Teresa Curaqueo Loncón lebt in Padre Las Casas, rund 680 Kilometer südlich von Chiles Hauptstadt Santiago. Dort betreibt sie eine eigene Werkstatt, arbeitet im Mapuche-Kulturzentrum mit und unterrichtet die gleichnamige traditionelle Kunst des Webens. Es ist ihr Ziel, die alten Webtechniken und das Wissen der Mapuche zu erhalten und weiterzugeben. Sie gehört zu diesem indigenen Volk, das im Süden Chiles und Argentiniens lebt und örtlich bis heute diskriminiert wird. Die Textilkunst der Mapuche hatte eine tiefe Bedeutung, die mit der gewaltsamen Angliederung an Chile immer mehr verloren ging. Es wurde nicht nur ihre Sprache verboten, sondern auch das Weben beispielsweise von Kleidung für religiöse Feste. Die Mapuche, die sich Menschen der Erde nennen, haben ihre Kultur über Jahrtausende in die Textilkunst eingewoben, so etwa in die traditionellen Stirnbänder oder auch in Ponchos, die einst den Status ihres Trägers beschrieben. Dieses kollektive Gedächtnis möchte Maria Teresa Curaqueo Loncón mit ihren Forschungen rekonstruieren und bewahren, um es an die junge Generation weiterzugeben. Entgegen kommt ihr dabei, dass die Jugend ihres Volkes heute wieder sehr an der eigenen Sprache und am Erhalt von Kunst und Kultur der Mapuche interessiert ist.


Das Tragen der traditionellen Kleidung ist Ausdruck ihrer kulturellen Identität und auch ihres Stolzes. Die Weberinnen wurden früher wegen ihres Wissens und Könnens hochgeschätzt. Heute stärkt das Einkommen durch den Verkauf von Webarbeiten die ökonomische Situation der Frauen und ihrer gesamten Familie. Durch das Weben wird aber auch insbesondere ihre Identität als Mapuche gestärkt.

Das Leben von Maria Teresa Curaqueo Loncón, traditionelle Weberin und Designerin, ist von dem Kampf um die Anerkennung ihrer Kultur geprägt. Weben als Form des Widerstands. Webend macht sie die Vitalität der Kultur der Mapuche sichtbar. Vermittelt mit Leidenschaft das alte Wissen, das darin verborgen ist." (Sigrun Kampen)




Leider rief nach einer guten Stunde der Bürgermeister, so dass die drei überaus netten Menschen uns bald wieder verlassen mussten - ein Strang cochenillegefärbter Wolle von Sabine zog allerdings mit und wird vielleicht eingebracht in ein Webwerk der beeindruckenden Dame.

Hier noch Links zu dem Projekt Sevengardens, das Sigrun sehr am Herzen liegt (und an dem der von ihr geleitete Kindergarten teilnimmt) und Metropole machen: www.metropole-machen.org

Danke für den Besuch an Maria, Anna und Lientur und danke an Sigrun für die Vermittlung! 

Samstag, 12. Juli 2014

Löckchen und Kammzüge


Ich bin an eine Handvoll wunderschöne Teeswater-Locken gekommen. Sie haben eine Stapellänge von 30 Zentimetern und einen tollen Glanz. Natürlich habe ich sie bunt gemacht und auf den Hilshof mitgenommen. Da nicht alle verkauft wurden, werde ich sie nach und nach in den Dawanda-Shop einpflegen:


Und auch Kammzüge habe ich reichlich gefärbt und so einiges an "Stash" aufgebaut, was mich sehr freut, da Färben im Winter ein ziemlich aufwändiges Unterfangen ist. Die ersten sind ebenfalls im Dawanda-Shop gelandet - und direkt wieder ausgezogen :D. In den nächsten Tagen werde ich weitere einstellen, aber hier ein Vorgeschmack auf das Debüt:


Nachtrag: Ich bin fertig fürs Erste! Einiges steht nun auch in der "Sale"-Kategorie, also vielleicht besteht die Gelegenheit für ein Schnäppchen... Schönen Sonnag euch!






Sonntag, 6. Juli 2014

Nass, nasser, Drachenfest - Achtung vieeele Fotos



Wir haben länger nichts von uns hören lassen, was daran liegt, dass wir neben Kind, Kegel und Klient viel vorbereiten mussten für unser Wochenende auf dem wunderschönen Hilshof, auf dem der Drache nun schon das dritte Mal gesponnen hat. Leider hat sein feuriges Wesen die dicken Regenwolken nicht abhalten können, die sich zusammenbrauten. Nass, nasser, Drachenfest war die Devise und ich kann es nur der Magie dieses Hofes und seiner Menschen zuschreiben, dass auch nach anderthalb Tagen in der Nässe die Aussteller, Kursleiter und Besucher immer noch ein Lächeln auf dem Gesicht hatten.


Wir sind ja nun schon seit Anfang an dabei und seit dem ersten Fest ist die Auswahl immer bunter und vielfältiger geworden. So hielt nicht nur Claudia ihre begehrten Artyarn-Workshops, sondern Petra von Kuk zeigte, wie man Wolle mit Kämmen und Hackle bearbeitet. Wollemastricken weihte in die Geheimnisse der Fair-Isle-Stricktechnik ein und die lebenslustigen Wollschwestern der Karderij Wollust demonstrierten, wie man aus Schaflocken wunderbare Krägen filzt. Die ganze Zeit lief die rustikale motorisierte Kardiermaschine der Karderij, es wurde wieder nadelgebunden und indigogefärbt, man strickte und spann und webte an allen Ecken des Hilshofs und stärkte sich zwischendurch mit so wunderbaren Speisen wie Kuchen Caprese oder Dampfhafer an Wokgemüse.


Zwischendurch wehte uns dann im Starkregen fast das Zelt weg, beim Wiederaufbauen fiel uns ein ganzer Schwung Sabines filigraner Wolle in den Dreck. Liebe Sabine, du warst unglaublich tapfer! Es lebe der Wollwahnsinn, der uns ergriff. Also liebe Besucherinnen, wer uns eventuell etwas albern fand, hat uns in genau diesem Zustand angetroffen ;D.

Leider haben Sacha und Markus beschlossen, dass das Drachenfest erst wieder in zwei Jahren stattfinden wird, was unglaublich verständlich ist, bei der großen Menge an Energie und Zeit, die die beiden, ihre Familie und ihre Helfer investieren, um ein solches Fest auf die Beine zu stellen. Trotzdem sind wir sehr traurig, dass wir nächstes Jahr ohne auskommen müssen. An großes DANKE von uns an euch! Wir haben nicht nur Dinge verkauft, sondern auch ausnahmslos nette Menschen getroffen und so manche darunter, die man nur als Blogadresse kannte. Wie schön, wenn daraus eine echte Begegnung mit einem echten Menschen wird! Und nun Fotos von unserem unermüdlichen Helfer, Caterer, Motivator und Fotografen Ludger:

Aufhängen, abhängen, aufhängen, ab...

Ich hab Bock.

Wolle Ma Stricken?

Leckrigkeiten von Petra (Kuk)

Teambesprechung...

Petra beim Kämmkurs...

und gespannte Kursteilnehmerinnen

Auch Schafe wurden geschoren

Die unerschütterliche Hofherrin

Autotext beim Autotexten

Fell vom Jakobsschaf an Löckchen von der Spaelsau
Finde das Reh
Beim Betrachten der Beute